27.06.2023 - Aufführung Krimi-Komödie
Komisches Duo (von links): Kommissarin (Sophia Michel) und Hilfskommissarin (Matilda Schachner) bei der Ermittlungsarbeit | Bild: Matthias Sochor, HGWT

Komisch, tragisch und absurd

Waldshut-Tiengen – Theater-Arbeitsgemeinschaft des Hochrhein-Gymnasiums überzeugt mit dem Stück „Ein tödliches Vergnügen“

Es ist ein Albtraum, der möglichst nie Wirklichkeit werden sollte: der Tod einer Schülerin. Doch genau dies geschieht im Stück „Ein tödliches Vergnügen“ der Autorin Claudia Kumpfe, welches die Theater-Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Leiter und Lehrer Stefan Skorski im laufenden Schuljahr einstudiert und inszeniert hat und das jetzt im Musiksaal des Hochrhein-Gymnasiums seine Aufführung erlebte.

Zu Beginn wird das Publikum Zeuge eines stummen Standbildes: Die Mitglieder des fiktiven Kunstkurses und dessen Lehrerin stehen oder sitzen - erstarrt, versunken, vereinzelt. Davor am Bühnenrand liegt die Schülerin Olivia-Chantal mit einer Rose in der Hand – ebenso regungslos. Sehr bald wird der Tod dieser Schülerin festgestellt. Ob ein Unfall geschehen war oder gar ein Mord, sollen eine herbeigeeilte Kommissarin und deren Gehilfin ermitteln.

In zahlreichen Rückblenden, sehr kunstvoll und eindringlich in Szene gesetzt, wird offenbar, dass dem schrecklichen Ereignis perfide Mobbing-Handlungen vorausgingen und alle Mitglieder des Kurses sowie die Lehrkraft selbst von der nun toten Mitschülerin in existentielle Bedrängnis gebracht worden waren. Verhöre und Laboruntersuchungen folgen. Alle Figuren werden zu Verdächtigen, alle scheinen sogar ein Mord-Motiv zu haben.

Und das ist wirklich Stoff für eine Komödie? Ja. Die überragenden zehn Spielerinnen der Theater-AG machten dies möglich. Komödiantisch weit über ihrer Rolle agierte Matilda Schachner als Hilfskommissarin an der Seite der überzogen genervt-streng verhörenden Kommissarin, gespielt von Sophia Michel. Beide sorgten für viel Heiterkeit beim Publikum. Besonders berührend erschienen die in den Mobbingszenen zu erlebenden Momente der Verzweiflung aller Kursmitglieder, gespielt von Ragna Hartmann, Marlene Wendler, Lilli Anders, Jessica Schetle, Ariane Schmid und Vivien Scheuble. Die fünf Akteurinnen steigern in ihren Rollen das Stück aber auch ins Komisch-Absurde, da sie, abgelenkt durch vorgebliches Interesse an Minigolf, Kosmetik, Bibel oder Smartphone etc., auf den Tod der Mitschülerin mit nur wenig Betroffenheit reagieren. Seltsam verrückt war auch die Rolle der Lehrerin angelegt, gespielt von Leoni Marelja. Die tote Mitschülerin Olivia-Chantal wurde in den Rückblenden sehr lebendig und in ihrem zerstörerischen Tun als Figur eindrucksvoll gezeichnet von Lena Sandrock. Zuletzt stellt sich zur Erleichterung aller heraus, dass ein tragischer Unglücksfall, nicht aber ein Mord zum Tod der Schülerin führte und die Verdächtigen also weitgehend unschuldig sind.

Mit tosendem Beifall dankte das Publikum im voll besetzten Saal für die darstellerischen Leistungen aller spielenden Schülerinnen sowie für die theaterpädagogische Arbeit des AG-Leiters Stefan Skorski.

02.12.2022 - Eine unterhaltsame Literaturstunde
Charles Lewinsky beantwortete auch Fragen aus dem Publikum. | Bild: Matthias Sochor

Charles Lewinsky liest aus seinem Roman „Sein Sohn“

80 Gäste erlebten im Musiksaal des Hochrhein-Gymnasiums eine unterhaltsame Lesung mit interessanten Einblicken in die Schreibwerkstatt des Autors

Er habe zunächst ein Buch gelesen über alle gekrönten Häupter, die sich jemals in der Schweiz aufgehalten haben und sei so auf die historisch verbürgte Existenz eines Kindes gestoßen mit dem Namen Louis Chabos, erklärte der in Zürich lebende und international erfolgreiche Autor Charles Lewinsky zu Beginn der Lesung im Musiksaal des Hochrhein-Gymnasiums.
Nur sei über diesen Louis Chabos nicht mehr bekannt, als dass seine Mutter als einfache Köchin in Graubünden gelebt hatte. Sein Vater aber war kein Geringerer als der Herzog von Orléans, dieser saß zwischen 1830 und 1848 als König Louis-Philippe I. auf dem französischen Thron. Verbürgt sei zudem, dass der Knabe nach seiner Geburt 1794 in einem Waisenhaus in Mailand abgegeben wurde.

Dann las Lewinsky drei Passagen aus seinem Roman „Sein Sohn“, in denen diese Figur beziehungsweise ihre Lebensgeschichte im historischen Kontext lebendig wurde. Die Handlung ist fiktiv, orientiert sich jedoch immer wieder an realen Gegebenheiten und vermittelt dadurch plastische Einblicke in jene Epoche.

Die 80 Gäste hörten interessiert und amüsiert zu. Im Anschluss nutzten sie gern das Angebot des Autors, Fragen zu stellen. In seinen Antworten gewährte Lewinsky Einblicke in seine Schreibwerkstatt. Er recherchiere intensiv, dies sei eher eine unbestimmte Suche nach Impulsen aus der Historie für den Roman. Seine Texte betrachte er nicht als „ausgekippte Zettelkästen“, sondern als das Ergebnis eines Schreibens der Geschichte im sich entwickelnden Nacheinander. Und das mache richtig viel Arbeit, die man aber beim Hör- oder Lesevergnügen nicht sofort merken solle. Hier bemühte Charles Lewinsky zur Erheiterung des Publikums das Bild vom schwimmenden Schwan: Dieser gleite für alle sichtbar stets elegant über die Wasseroberfläche, während er darunter immer kräftig strampeln müsse.

Text und Bild: Matthias Sochor