27.07.2024

Südkurier: Theater-AG mit Uraufführung

Der mühsame Kampf um Gleichberechtigung

Waldshut-Tiengen: Theater-AG des Hochrhein-Gymnasiums zeigt Drama um eine auseinanderbrechende Kleinfamilie und eine alleinerziehende Frau.

Jessica Schetle, Matilda Schachner, Clara Richnow und Paula Wolf (von links) in Aktion. | Bild: Matthias Sochor

Waldshut – Eine junge Frau kämpft verzweifelt um ihre Ehe. Doch ihr Mann baggert jede vorbeigehende Frau an und betrügt sie. Schließlich verlässt sie ihn mit ihrem Sohn und versucht tapfer ihr Leben als alleinerziehende Mutter. Dieses Thema der Kurzgeschichte „Notfalls Marmelade“ von Andreas Heidtmann ist die Basis für das neue Stück der Theater-AG des Hochrhein-Gymnasiums. Unter Anleitung von Lehrer Stefan Skorski dramatisierten elf Schülerinnen der Klassen 9 bis 11 die Geschichte und machten daraus ein leidenschaftliches Plädoyer für Gleichberechtigung. „Artikel 3“ nannten sie ihre Bühnenfassung. „Und es gibt sicherlich Sinn, dass ihr Stück der Selbstbefreiung ausschließlich von Mädchen gespielt wird“, so Skorski.

Beim Lied „Männer“ von Herbert Grönemeyer und Musik der Band Icona Pop lernt man die zerbrechende Kleinfamilie Lea (berührend gespielt von Clara Richnow), Christian (Paula Wolf) und Sohn Finn (Matilda Schachner) kennen. Aber auch ihre mehr oder weniger guten Freunde, die das Leben und die Scheidung feiern, saufen, grölen oder ausgeflippt betanzen. Auch die zunächst verzweifelte Lea fasst nach der Trennung allmählich wieder Lebensmut: „Wir schaffen das!“ Das temperamentvolle Geschehen wird geschickt in kleine Spielszenen unterteilt – ein schulischer Wissenswettbewerb mit Finn, ein Bewerbungsgespräch von Lea oder ein Basketballspiel – und mit wenigen Requisiten umgestaltet. Nach der Pause der Einbruch: Sohn Finn wird in der Schule brutal gemobbt und gehänselt, die überforderte Mutter Lea verliert Job und Wohnung, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlen kann, während ihr Exmann in Geld schwimmt. Starke, berührende Szenen, wenn sich die anderen Mitspieler bedrohlich oder schützend eng um Finn und Lea zusammenschließen und Polizei und Jugendamt eingreifen. Und schließlich Mutter und Sohn verzweifelt und eng umschlungen zurückbleiben.

Ein aktuelles Thema, engagiert und spielfreudig von den Darstellerinnen in ihren Mehrfachrollen ausgestaltet.

Text: Rosemarie Tillessen, erschienen im SÜDKURIER am 27.07.2024

weiteres Foto: Die Theater-AG des HGWT mit Lehrer Stefan Skorski (re.) und Hauptdarstellerin Clara Richnow beim Schlussapplaus. | Bild: Matthias Sochor

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