Südkurier: Ein Sommer zwischen Welten

Lesung mit Dana Vowinckel

Waldshut – Die junge Autorin Dana Vowinckel aus Berlin stellte jetzt im Hochrhein-Gymnasium Waldshut Schülern, Lehrern und wenigen auswärtigen Gästen ihren preisgekrönten Debütroman „Gewässer im Ziplock“ vor.

Zuvor dankte Schulleiter Markus Funck der Dr. Inge-Freytag-Stiftung und der Volksbank Hochrhein, die solche Lesungen immer wieder ermöglichen.

Dana Vowinckel stellte kurz die Handlung des Romans vor, immer wieder geschickt ergänzt und befragt von Deutschlehrerin Julia Böttcher, die die Lesung moderierte: Der Roman erzählt von einem Sommer zwischen Berlin, Chicago und Israel. Die 15-jährige Marita lebt bei ihrem Vater Avi, einem jüdischen Kantor in einer Berliner Synagoge. Die Mutter Masha hat die Familie verlassen und lebt jetzt in Israel. Und in den Ferien darf Marita immer ihre Großeltern in den USA besuchen. Nun hat aber der Familienrat beschlossen, dass Marita zu ihrer Mutter nach Israel fahren soll. Die aber möchte lieber zurück zu ihren Freunden nach Berlin. Es wird eine Reise mit viel Dialogen und Streitereien... „Ich liebe solche Streitszenen und Dialoge“, so die Autorin. Überhaupt erfährt man durch die Befragung von Julia Böttcher einiges über Hintergründe und Entstehung des Romans und über das Schreiben selbst. Dana Vowinckel beantwortet alle Fragen lebhaft und humorvoll.

Doch das größte Vergnügen an diesem Abend ist es, Dana Vowinckel beim Lesen einiger Buchpassagen zuzuhören. Sie hat einen oft prägnanten und malerischen Stil. Sehr geschickt auch der Perspektivwechsel bei der Handlung: Mal erzählt sie aus der Sicht des Mädchens, mal aus der des Vaters. Und ganz nebenbei erfährt man in dieser zerrissenen Familiengeschichte viel über jüdische Tradition in Deutschland, über Träume, Hoffnungen und Verluste. Und man wird neugierig! Abschließend signierte die Autorin auf Wunsch bereitwillig ihren Roman.

Zur Person: Dana Vowinckel ist 1996 in Berlin geboren, studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. 2021 wurde sie beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Deutschlandfunkpreis ausgezeichnet, 2024 mit dem Literaturpreis der deutschen Wirtschaft.

Text: Rosemarie Tillessen, erschienen im SÜDKURIER am 22.06.2024 / Bilder: Matthias Sochor, HGWT