25.04.2024

Südkurier: HGWT-Sanierung kommt voran

Lernen und Lehren auf Dauerbaustelle: 
Stadt investiert Millionen – doch es gibt noch viel zu tun …

Waldshut-Tiengen: Das Hochrhein-Gymnasium wird über Jahre hinweg saniert. Es bleiben allerdings noch etliche Aufgaben – und auch die Raumknappheit stellt für die Schule eine konstante Herausforderung dar.

Markus Funck (SL), Simone Padovan (Stv. SL), Heino Schoger (AL), Petra Dorfmeister (Beigeordnete), Besnik Istrefi (Bauamt) und Architekt Gerold Müller in einem der modernisierten Chemie-Räume. | Bild: Baier, Markus

Waldshut-Tiengen – Mit Gesamtkosten von bislang 5,3 Millionen ist die seit mehreren Jahren laufende Sanierung des Hochrhein-Gymnasiums nicht nur eines der teuersten Bauvorhaben, das in der Stadt läuft. Es ist gleichsam eines der ambitioniertesten. Schließlich geht es darum, ein Jahrzehnte altes Gebäude für die pädagogischen und räumlichen Erfordernisse eines modernen Schulangebots auszurichten – und das erfolgte über Jahre hinweg im laufenden Schulbetrieb. Ein großer Kraftakt sei zum Erreichen der Fortschritte notwendig gewesen, sagen die Beteiligten von Schule, Stadtverwaltung und dem verantwortlichen Architekturbüro jetzt. Doch noch ist das Projekt nicht abgeschlossen – und auch die nächsten Herausforderungen warten schon.

Notwendigkeit war groß
Dass am Hochrhein-Gymnasium großer Handlungsbedarf gegeben war, daran besteht auch fünf Jahre nach Beginn der Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen kein Zweifel. „Waldshut und Tiengen sind gefragte Schulstandorte und es ist wichtig, dass wir am Ball bleiben, um gegenüber anderen Schulen konkurrenzfähig zu bleiben“, betont die Erste Beigeordnete Petra Dorfmeister. Dazu zähle natürlich auch, ein zeitgemäßes Lernumfeld zu schaffen.
Denn, so betont Schulleiter Markus Funck: „Die Schule ist in einigen Fällen für Familien sogar maßgeblich für die Wohnortwahl.“ Doch es seien nicht nur die hohen Ansprüche von Schülern und Eltern im Blick zu behalten. Zielsetzung sei eben auch, die Vorgaben an modernen Unterricht zu erfüllen, die vom Land ausgegeben und kontinuierlich angepasst werden. Freilich müsse eine Schule aber auch als Arbeitgeber attraktiv bleiben und Lehrern zeitgemäße Arbeitsbedingungen bieten.
All dies seien Zielsetzungen der Baumaßnahmen der vergangenen Jahre gewesen, die es noch dazu im Innern eines annähernd 70 Jahre alten Bestandsgebäudes umzusetzen galt, wie Architekt Gerold Müller verdeutlichte: „Kein ganz einfaches Unterfangen“, wie er einräumt: „Denn vor allem ging es an vielen Stellen eng zu.“

Umfangreiche technische Modernisierung
Unterm Strich handelt es sich bei der Maßnahme um nichts Geringeres als eine Generalsanierung, die seit 2019 in bislang vier Etappen vollzogen wird, wobei noch zwei Bauabschnitte folgen. Im Mittelpunkt standen laut dem stellvertretenden Hochbauamtsleiter Besnik Istrefi die naturwissenschaftlichen Fachräume sowie die Klassenräume.
Neben einer zeitgemäßen technischen Ausstattung der Fach- und Klassenräume, der Verlegung neuer Leitungen, energetischen Verbesserungen, Erneuerung der sanitären Anlagen und der Installation moderner Beleuchtung war speziell das Thema Akustik im Fokus, verdeutlichte Gerold Müller: „Das spielte natürlich beim Bau der Schule keine Rolle, aber die glatten Wände haben erhebliche Probleme und Unruhe in die Klassen gebracht.“ Auch provisorische Lösungsversuche hätten hier nur wenig Abhilfe geschaffen.
War das Projekt ohnehin schon überaus anspruchsvoll – im Jahr 2022 wurde beispielsweise das komplette zweite Stockwerk auf einen Schlag entkernt und neu ausgebaut -, so war es auch von vielen Unwägbarkeiten und Zwischenfällen begleitet. Corona-Pandemie, lange Lieferzeiten und drastische Preissteigerungen infolge von internationalen Krisen waren das Eine, wie Istrefi.
Es gab aber auch vor Ort handfesten Probleme. Ein Schwelbrand im Dachgeschoss zum Beispiel, der etliche zusätzliche Maßnahmen nach sich zog und dessen Folgen bis heute noch nicht ganz beseitigt seien, wie Istrefi ausführte. Unvorhergesehen waren aber auch die lecken Heizungsrohre, die eine grundlegende Erneuerung des Leitungssystems erforderten.
Und dennoch sei es auch immer wieder gelungen, zu sparen und die Gesamtkosten im vorgesehenen Rahmen zu halten, wie Istrefi vorrechnete. Das sei nicht zuletzt dem guten Miteinander der Planer, der beteiligten Firmen und der Schule zu verdanken, was eine pragmatische Problembehebung ermöglicht habe, so Istrefi.

Ein Kraftakt für alle am Bau Beteiligten
Denn nicht zuletzt sei das ganze Projekt zunächst einmal ein organisatorisches Meisterstück, wie Dorfmeister darstellt. Insbesondere galt es, die logistische Herausforderung zu bewältigen, auch im laufenden Betrieb noch reibungslosen Unterricht abzuhalten. „Gute Planung, gute Zusammenarbeit der Beteiligten, eine zielgerichtete Umsetzung“, dieser Dreiklang habe den bisherigen reibungslosen Verlauf der Arbeiten überhaupt erst ermöglicht, wie die Beigeordnete sagt.
Dabei macht der zuständige Abteilungsleiter des Hochrhein-Gymnasiums, Heino Schoger, keinen Hehl daraus: „Es war stellenweise wirklich der absolute Wahnsinn.“ Aber alle hätten sich sehr bemüht und große Disziplin an den Tag gelegt. Die kurzen Kommunikationswege hätten letztlich auch vieles erleichert.
Auch sei gezielt der Zeitraum zwischen Juli und September für die Umsetzung der Arbeiten angepeilt worden, schildert Architekt Müller – die Zeit, wenn der Abiturjahrgang die Schule verlassen hat und durch die Sommerferien ohnehin freie Bahn für Baufirmen herrschte: „Nichtsdestotrotz war bei der Raumplanung durchgehend Fingerspitzengefühl gefragt, um den Unterricht störungsfrei durchzuführen.“

Das Hochrhein-Gymnasium
Das Schulgebäude wurde 1958 eingeweiht und gilt als eines der ersten Gebäude dieser Art in Stahlbetonskelettbauweise. So innovativ diese Art des Bauens damals war, so sehr stellt sie die Fachleute heute vor immense Herausforderungen, insbesondere wenn es um die energetische Sanierung geht. Die Geschichte der Schule reicht allerdings bereits 210 Jahre zurück. Aktuell besuchen etwa 850 Schüler in 26 Klassen das Gymnasium. Zum dritten Mal in Folge wird die Klassenstufe 5 aus fünf Klassen bestehen.

So geht es jetzt weiter
Und dieses Fingerspitzengefühl wird auch noch eine ganze Weile vonnöten sein, denn noch sind nicht alle Maßnahmen abgeschlossen. Für dieses Jahr sei die Sanierung der Klassenzimmer im Erdgeschoss vorgesehen, auch Teile der Verwaltung seien an der Reihe und die Brandmeldeanlage werde erweitert, so Besnik Istrefi. Nächstes Jahr folgen die Fach- und Klassenräume im Keller.
Doch wenn all die Arbeiten abgeschlossen sind, bedeute dies nicht, dass am Hochrhein-Gymnasium alle Herausforderungen vom Tisch wären, betont Schulleiter Funck: „Aus räumlicher Sicht sind wir an vielen Stellen am Limit.“ Kommendes Schuljahr werde das Gymnasium zum dritten Mal in Folge mit fünf 5. Klassen an den Start gehen. Mit der geplanten Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium sei mit weiterem zusätzlichem Raumbedarf zu rechnen.
Alles in allem werde trotz aller Erfolge kaum eine Alternative zu einem Anbau bestehen. Doch all das ist erst einmal Zukunftsmusik.

Text: Markus Baier, erschienen im SÜDKURIER am 25.04.2024

Bild unten: Rückblende - In einer großangelegten Aktion wurde das komplette zweite Obergeschoss auf einen Schlag entkernt und saniert. | Bild: Heino Schoger

 

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