22.02.2024

Südkurier: HGWT-Kunstfest 2024

Kunst-Leistungskurs zeigt Experimentierfreude und Leidenschaft

Waldshut-Tiengen: Beim Kunstfest am Hochrhein-Gymnasium beziehen die Schüler des Leistungskurses Bildende Kunst mutige schöpferische Positionen. Einige der Werke sind noch in den Schulfluren zu sehen.

Kunsterzieher Matthias Sochor (2. v.l.) neben vier seiner Kursteilnehmer vom HGWT (v.l.): An Vi Nguyen, Mathis Gröber, Leni Zintz und Sarah Sutter. | Bild: Rosemarie Tillessen

Das Hochrhein-Gymnasium Waldshut zeigt bei seinem jährlichen Kunstfest Schülerarbeiten, die der Leistungskurs Bildende Kunst angefertigt hat. Die Eröffnung wird musikalisch umrahmt vom Leistungskurs Musik, diesmal stand er unter der Leitung von Musiklehrer Ulrich Tomm.
Er präsentierte mit seiner Band (dem Musik-Leistungskurs) Jazz von Miles Davis, Chick Corea und – mit viel Augenzwinkern – die Waldshuter Erstaufführung „4.33“ von John Cage. Die Musik war eine wunderbare Einstimmung auf die überraschenden Kunstwerke, die die Besucher anschließend auf drei Stockwerken der Schule bestaunen konnten.
Die Kunstwerke der Schüler sprühten nur so vor Experimentierfreude, Leidenschaft, Ernsthaftigkeit und überbordender Fantasie. Kunsterzieher Matthias Sochor schilderte bei seiner mit anschaulichem Bildmaterial untermalten Einführung den langen Weg der vergangenen zwei Jahre, bei dem seine elf Kursteilnehmer sich nicht nur mit Kunst beschäftigt haben, sondern auch gelernt haben, eigene schöpferische Positionen zu beziehen.
Bei Museumsbesuchen in Zürich und Winterthur lernten sie Kriterien von Landschaftsmalerei und Stillleben bei Paul Cézanne, Caspar David Friedrich und Gabriele Münter kennen, die sie in eigene großflächige Malereien umsetzten.
Oder sie befassten sich mit plastischen Darstellungen der Antike, lernten den englischen Künstler Antony Gormley und den großen Fotografen Wolfgang Tillmans kennen und fertigten dazu Fotografien und Skulpturen aus Keramik und Porenbeton an. Und sie setzten alles Gelernte in Projekttagen, im Kurs oder in Eigenarbeit zu Hause in eigene Kunstwerke um.
Diese Arbeiten kann man jetzt in den Schulgängen bestaunen: Am verblüffendsten wirken auf die Betrachter sicherlich die beiden elegant dekorierten Modefiguren von Mathis Gröber, die er „Studie Grau-Grün“ nennt. Hier denkt man eher an eine Design-Hochschule als an Schulunterricht am Gymnasium.
Der Auslöser zu diesen Modekreationen war bei ihm der Besuch eines grauen Kunstmuseums mitten in einer üppig grün blühenden Tessinlandschaft, was er zusätzlich in einem eindrucksvollen Kurzfilm festgehalten hat. Daniel Schleiger zeigte einen beeindruckenden Kurzfilm über das Verhüllen und Enthüllen. Allerdings wurden diese Filme und die ausliegenden Skizzenbücher aller Kursteilnehmer nur an diesem Eröffnungsabend gezeigt.

Werke sprühen vor kreativer Einfälle
Aber auch die andern Schülerprojekte sind sehenswert und sprühen nur so vor kreativen Einfällen: Seien es verschiedene Drahtfiguren, ergänzt durch Stoffe, Fotografien oder durch Pappverklebung an Kopf und Händen zum „Denker“ reduziert. Oder die mit Körperformen gestalteten T-Shirts von Orgesa Pajaziti.
Zwei andere Kursteilnehmerinnen haben als Körpergestaltung einen beweglichen Würfelstapel gewählt, mit dem sie plastisch und malerisch die Verschmelzung von Tier und Mensch (Leni Zintz) oder selbstbewusst den weiblichen Körper gegen frühere männliche Maßstäbe etwa bei Da Vinci oder Dürer gegenüberstellen (An Vi Nguyen).
In diesem Rahmen kann nur Neugierde auf die Schülerkunstwerke geweckt werden. Dass die Schüler zusätzlich durch eigene „Fingerübungen“ viel Erfahrungen sammelten, sieht man an ihren ausgestellten Skulpturen, Stillleben und Fotografien.

Werke können noch bewundert werden
Alle Kunstwerke der angehenden Abiturienten (außer den Filmen und Skizzenbüchern) sind bis zum Frühsommer zu den normalen Schulöffnungszeiten für jedermann zu besichtigen. Ein Besuch im Hochrhein-Gymnasium in Waldshut lohnt sich.

Text und Fotos: Rosemarie Tillessen, erschienen am 22.02.2024 im SÜDKURIER

weitere Bilder:
- 2. Die geheimnisvolle Installation von Sarah Sutter, im Hintergrund zu sehen ist der verschmolzene Tiermensch von Leni Zintz.
- 3. Diese drei Stillleben sind nach Anregungen der Gemälde von Paul Cézanne entstanden.
- 4. Mathis Gröber neben seinen von ihm genähten und gestalteten Kreationen.
- 5. An Vi Nguyen neben der von ihr gestalteten Würfelsäule.

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