2021/2022 - Kinderhort wiedereröffnet

Im September 2021 durfte der Hort in Atacames endlich wieder öffnen und seither versuchen Marisol und ihr Team den Normalbetrieb aufrecht zu erhalten und die „Schäden“ der Pandemie aufzuarbeiten. Die Corona-Pandemie hatte uns zu einer Schließung von eineinhalb Jahren gezwungen und in dieser Zeit wurden die notleidenden Kinder und Mütter mit Hilfspaketen versorgt. Zu diesem Zweck hatten wir eine Lebensmittelspendenaktion ins Leben gerufen, die große Unterstützung fand. Der „Tag für Atacames“ musste in den Jahren 2020 und 2021 ganz im Zeichen der Pandemie stattfinden, aber wir wussten, wir dürfen nicht nachlassen, da die Kosten trotzdem aufliefen und wir auf die Wiedereröffnung hinarbeiten wollten. Wir sind sehr froh, dass unser zwölfter „Tag für Atacames“ 2022 wieder wie gewohnt durchgeführt werden konnte und unsere Schülerinnen und Schüler durch ihren „Mini-Job“ dem Kinderhort entscheidend helfen konnten, den Bestand des Hortgebäudes sowie den laufenden Betrieb zu garantieren. Es ist schön, die Kinder in Atacames wieder verlässlich versorgt und betreut zu wissen.
Die Präsentation (PDF) mit Eindrücken vom Ort Atacames und vom Kinderhort sowie mit Bildern von den durch das Erdbeben am 16.04.2016 entstandenen Schäden in Ecuador kann hier angesehen werden.
Impressionen vom Kinderhort Atacames 2015

Kinderhort in Atacames (Ecuador)
Verantwortung leben
Warum wurde gerade der Kinderhort Atacames als Schulprojekt ausgewählt? Nahegebracht wurde uns der Kinderhort durch die Gründerin Carola Molina, die einige Jahre in Weilheim wohnte und deren zwei Töchter Schülerinnen am HGWT waren. Der Hort behütet, versorgt, erzieht und bildet Kinder von alleinerziehenden Müttern. Anlass zur Gründung des Kinderhorts in Atacames war ein tragisches Ereignis im Jahre 1996: eine allein stehende Mutter ging morgens zur Arbeit und schloss ihre zwei Kinder im Alter von drei und fünf Jahren in der Hütte ein. Das größere Kind fand eine Streichholzschachtel, die Hütte brannte ab, ohne dass die Nachbarn das Schloss rechtzeitig aufbrechen konnten. Carola Molina war damals so betroffen, dass sie sich spontan entschloss hier Abhilfe zu schaffen. Das HGWT hat dann im Jahre 2006 beschlossen, die Unterstützung des Kinderhorts in Atacames offiziell zum Schulprojekt zu erklären. Besonders gefallen hat uns bei diesem Projekt, dass Entwicklungszusammenarbeit ganz konkret erfahrbar wird. Koordiniert wird die Finanzierung des Horts mittlerweile von einem Förderverein, der von der Schule völlig unabhängig ist.
Seit einigen Jahren gibt es am HGWT Aktionen einzelner Klassen zur Unterstützung des Horts, auch der Erlös von Konzerten oder Schulfesten geht immer wieder nach Atacames. Im Rahmen des Spanischunterrichts führen wir alle zwei Jahre eine Studienfahrt nach Ecuador durch, die auch einen einwöchigen Aufenthalt im Hort beinhaltet. Die Eine-Welt-Thematik hat mittlerweile in vielen Fächern und Stufen Eingang gefunden und der Kinderhort Atacames bietet hier ein konkretes Beispiel und die Möglichkeit zur ganzheitlichen Vertiefung. Wir haben die Chance des schuleigenen Curriculums genutzt und die Beschäftigung mit dem Kinderhort Atacames als Beispiel dort hinein geschrieben. Ein ganz konkretes Beispiel hierfür ist das Integrative Modul der Fächer Geographie –Wirtschaft – Gemeinschaftskunde (GWG) in Stufe 8: Leben und Arbeiten in verschiedenen Kulturräumen. Kernstück unserer Unterstützung der Kinder im Hort ist der Tag für Atacames, den wir seit 2011 jährlich durchführen und der den Ausbau und die Vergrößerung des Hortgebäudes ermöglichen soll.
Tag für Atacames
Im Jahr 2011 wurde der so genannte „Tag für Atacames“ ins Leben gerufen, um den Kinderhort mithilfe der gesamten Schülerschaft tatkräftig zu unterstützen. Anstatt wie bisher am Tag des mündlichen Abiturs „einfach“ frei zu haben, waren alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis zehn, sowie die Kursstufe eins, aufgerufen, sich für diesen Termin eine Arbeitsstelle zu suchen, an der sie einige Stunden lang Geld für das Schulprojekt verdienen sollten. Der Phantasie waren hierbei keine Grenzen gesetzt: Viele übernahmen Aufgaben im Haushalt der eigenen Familie, andere fanden Jobs in der hiesigen Geschäftswelt, manche gingen Babysitten oder bei den Nachbarn den Rasen mähen, ja sogar musizierende Schüler wurden in der Stadt gesichtet. So wurde zum einen den Schülerinnen und Schülern das Schulprojekt ins Bewusstsein gerufen, des weiteren der Tag des mündlichen Abiturs mit einer sinnvollen Tätigkeit gefüllt und natürlich vor allem jedes Mal ein großer Batzen Geld für die Realisierung größerer Projekte in Atacames gesammelt. Mit Gesamteinkünften um die 10 000 Euro pro Jahr konnte so im Jahr 2011 ein großer Abenteuerspielplatz für die Kinder auf dem Gelände des Horts gebaut werden und dringende Reparatur-und Ausbesserungsarbeiten am Gebäude vorgenommen werden. Aktuell verfolgt die Schulgemeinschaft das ehrgeizige Ziel, dem Kinderhort einen zweistöckigen Anbau zu finanzieren, da die Anzahl der Kinder auf 32 gestiegen ist. Hierzu hat die Gesamtlehrerkonferenz im Schuljahr 2013 beschlossen, in den kommenden fünf Jahren einen großen Teil (75%) des gesammelten Geldes nach Ecuador zu schicken. Der Rest geht an gemeinnützige Einrichtungen oder Projekte aus der Region.
Studienfahrt nach Ecuador
Im Mai 2012 besuchte zum ersten Mal eine Gruppe von zwölf Schülerinnen des Spanisch-Sprachprofils in Begleitung der zwei Betreuungslehrerinnen Katrin Erath und Kerstin Bauerochs den Kinderhort „Casa del niño“ in Atacames. Die Schülerinnen konnten sich somit ein Bild davon machen, wohin die durch verschiedene Aktionen gesammelten Spendengelder fließen und erkannten bald, dass hier alles dafür getan wird, den Kindern eine unbeschwerte Zeit in kindgerechter Umgebung zu bescheren. Die Schülergruppe lernte die Arbeit der Betreuerinnen kennen und half diesen bei verschiedenen Tätigkeiten. Da es keinerlei Berührungsängste gab, beschäftigten sich die Schülerinnen sogleich mit den Kindern, unterstützten die älteren bei den Hausaufgaben, halfen bei der Essensausgabe und begleiteten die Kinder auf Spaziergängen und Ausflügen zum Strand. Auch der Abenteuerspielplatz mit Rutsche, Schaukeln und Klettergerüst, der durch den Tag für Atacames 2011 finanziert wurde, erfreute sich großer Beliebtheit. Als kleines Projekt bemalten die Schülerinnen die letzte graue Wand des Hortes, so dass dort nun alles bunt und kindgerecht gestaltet ist. Es hat alle sehr berührt, zu sehen, dass der Hort ein so fröhlicher Ort ist, wo viel gespielt, gelacht, getanzt, gesungen und gebastelt wird - umso mehr, wenn man näheres über die einzelnen Schicksale der Kinder erfährt und man sich nicht vorstellen möchte, wie deren Leben aussehen würde, wenn es den Hort nicht gäbe. Bei der insgesamt dreiwöchigen Reise nach Ecuador sollten die Schülerinnen jedoch nicht nur das Sozialprojekt der Schule vor Ort erleben, sondern auch das Leben in einer anderen Kultur erfahren. So verbrachten sie eine Woche in ecuadorianischen Gastfamilien und besuchten gemeinsam mit ihren „Gastgeschwistern“ die Deutsche Schule in Quito. Auch Ausflüge zu sehenswerten Orten durften auf der Reise natürlich nicht fehlen und so besuchte die Gruppe den Indiomarkt in Otavalo und verbrachte einen mehrtägigen Aufenthalt im Dschungel mit erlebnisreichen Wanderungen zu Wasserfällen und Höhlen. Im April 2014 wird der Besuch zum zweiten Mal durchgeführt und die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler werden somit auch einen Teil des Umbaus zur Vergrößerung des Hortgebäudes miterleben. An dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Carola Knäulein Molina, ohne deren unermüdlichen Einsatz an Organisation und Planung ein solcher Aufenthalt nicht möglich wäre!